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Der Platz ist einfach schlecht

Rhein-Neckar-Zeitung / Friedemann Orths

Untergimpern. Zwei Kreuzbandrisse hat der "Blutberg" schon verursacht: Tim Hossmann, Spieler der SG Untergimpern, ist genervt. "Irgendwann reicht's", sagt er im Gespräch mit der RNZ und spricht den Zustand des "Ackers", wie er das Fußballfeld in Untergimpern nennt, an. Hossmann spielt seit zwölf Jahren bei der SGU, "seit ich denken kann" sei der Zustand des Fußballplatzes ein Thema. "Der Platz ist einfach schlecht", sagt er.
Als der alte Hartplatz Ende der 1980-er Jahre zu einem Rasenplatz umfunktioniert wurde, sei nicht genug Erde aufgeschüttet worden, erklärt Stefan Rödler, Vorstandsvorsitzender der SG Untergimpern. Deshalb habe der Rasen zu schwache Wurzeln. Und wegen des besonders heißen Sommer des letzten Jahres und eine unzureichend funktionierende Beregnungsanlage habe der Platz besonders gelitten. "So schlecht wie jetzt war er noch nie", sagt Hossmann.
Dabei werde der Platz außer donnerstags täglich genutzt. Vier Mannschaften, darunter auch die Damen, trainieren und spielen regelmäßig auf dem "Blutberg". Somit bekommt das Gewächs kaum Erholung, zahlreiche kahle Stellen "zieren" das Geläuf. Hossmann sagt, er habe schon mehrfach bei der Stadt nachgefragt, die Antwort sei aber immer dieselbe: Der Platz müsse geschont werden. Dies sei für den Verein aber nicht machbar, es fehlten Alternativen.
Der obere, sehr kleine und harte Fußballplatz reiche gerade mal zum Warmmachen, sagt Hossmann, er sei "absolut ungeeignet", um ihn als Ausweichmöglichkeit zu nutzen. Eine kurzfristige Löstung sei laut Rödler, den kleinen Platz zumindest so weit herzurichten, dass dort Training stattfinden könne. Hierfür sei der Verein auch bereit, selbst Hand anzulegen, um die Kosten so gering wie möglich zu halten. "Dass die Stadt kein Geld hat und ein Kindergarten wichtiger als der Fußballplatz ist, ist uns natürlich auch klar", zeigt Tim Hossmann Verständnis.
Kein Verständnis hat er aber für die "undiplomatische Reaktion" der Stadtverwaltung: "Die sagt, wir sollen den Platz schonen, bietet aber keine passende Alternative." Die Verwaltung verhalte sich unfair, die Situation sei unzumutbar, sagt Hossmann. Er bemängelt eine "Verzögerungstaktik seit Jahren". Nach zwei Kreuzbandrissen, die er sich aufgrund der Löcher im Platz zugezogen hat, hat er sich nun ein drittes Mal auf dem Fußballfeld verletzt, auch dieses Mal ohne Fremdeinwirkung.
Die Forderungen des Vereins seien dabei gar nicht so groß, versichert Rödler: "Wir sind an einer gemeinsamen Lösungmit der Stadt interessiert." Im Sommer habe man in Hlemhof auf dem Bolzplatz trainiert, Adersbach habe keinen Verein mehr, vielleicht sei dort die Nutzung des Platzes möglich - "Wir sind kompromissbereit", sagt Hossmann. Was sich keiner der beiden Akteure wüncht, ist die Schließung des Platzes durch die Stadt, sollte diese das Feld als zu unsicher einschätzen. "Das wäre der Tod für den Verein und damit die Dorfgemeinschaft", sagt Hossmann. Ein Kinderturnier im Sommer sowie Veranstaltungen wie das Dorffest seien essenziell für die Finanzierung des Vereins. "Am wichtigsten sind die Spieler, die müssen wir halten", sagt Rödler. "Wir kämpfen sowieso um jeden Spieler und Zuschauer", ergänzt Hossmann.
Auf der Jahreshauptversammlung des Vereins wurde Bürgermeisterin Tanja Grether mit den Vorwürfen konfrontiert: Sie versicherte, sich mit den Verantwortlichen des Clubs zusammensetzen zu wollen, um über Lösungen zu diskutieren. Ein Treffen mit Gemeinderäten und Vereinsvertretern soll Mitte des Monats stattfinden. "Eine größere Maßnahme" sei für die Stadt aber auch "in absehbarer Zeit nicht zu stemmen". Hossmann kündigte an, im Gespräch mit der Stadt zumindest darüber zu reden, wie der zweite Platz verbessert werden könnte. Eine gute Nachricht aber hatte Grether: Die Stadt sei für eine Platzsperrung nicht verantwortlich, dies müsse der Verein entscheiden - der den Spielbetrieb natürlich aufrechterhalten möchte.
Rödler hat sich derweil Rat beim Greenkeeper eines Bundesligisten geholt, der das Wlazen des Hauptplatzes als erste Maßnahme vorgeschlagen hat. Zu Saisonende könnten dann kleinere, günstige Maßnahmen angegangen werden.

 

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